Nachhaltiges Wirtschaften nachweisen Bedeutung der EU-Taxonomie

Seit dem Inkrafttreten der EU-Taxonomie-Verordnung im Jahr 2020 zeichnet sich immer deutlicher ab, wie diese Verordnung zum Fundament von Berichtspflichten und anderen regulatorischen Anforderungen für Unternehmen wird. Mit der Taxonomie-Verordnung werden für den gesamten EU-Wirtschaftsraum Kriterien festgelegt, die ausschlaggebend dafür sind, ob eine Wirtschaftstätigkeit als ökologisch nachhaltig eingestuft werden kann. Um als solche klassifiziert werden zu können, müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein: Zum einen muss die Wirtschaftstätigkeit einen positiven Beitrag zu mindestens einem der sechs Umweltziele leisten und darf dabei auch keines dieser Ziele erheblich beeinträchtigen (s. Infobox). Zum anderen müssen soziale Mindeststandards eingehalten werden, wozu u.a. die Leitprinzipien der Vereinten Nationen für Wirtschaft und Menschenrechte zählen. Technische Bewertungskriterien liegen vor Für die ersten beiden Umweltziele „Klimaschutz“ sowie „Anpassung an den Klimawandel“ liegen auch bereits die sogenannten technischen Bewertungskriterien vor, anhand derer z.B. im Baugewerbe oder beim Einsatz von energierelevanten Geräten und Technologien in Gebäuden überprüft werden kann, ob eine Aktivität oder eine Investition als „ökologisch nachhaltig“ gilt bzw. wie sie auszugestalten ist, um im ersten Schritt taxonomiefähig und im zweiten Schritt taxonomiekonform zu sein. Die Berichtspflicht beginnt in diesem Jahr Davon betroffen sind auch Krankenhäuser, insofern sie schon heute zur Abgabe einer nichtfinanziellen Erklärung verpflichtet sind: Sie müssen den Anteil ihrer taxonomiefähigen Umsatzerlöse, die mit ökologisch nachhaltigen Wirtschaftstätigkeiten für die Umweltziele „Klimaschutz“ und „Anpassung an den Klimawandel“ verbunden sind, erstmals für das zurückliegende Geschäftsjahr 2021 ermitteln und in diesem Jahr veröffentlichen. Gleiches gilt für den Anteil der Investitionsausgaben sowie den Anteil der Betriebsausgaben. Ab dem Geschäftsjahr 2025 werden die Berichtspflichten mit der neuen Corporate Sustainability Reporting Directive – kurz CSRD – ausgeweitet, so dass auch Unternehmen mit durchschnittlich 250 Mitarbeitenden, mindestens 40 Millionen Euro Jahresumsatz und 20 Millionen Euro Bilanzsumme entsprechend der Taxonomie-Verordnung berichten müssen – wobei die Berichtspflicht bereits greift, wenn an zwei aufeinanderfolgenden Stichtagen zwei dieser drei Kriterien erfüllt sind. Betreiber sollten sich jetzt intensiv mit den neuen regulatorischen Anforderungen auseinandersetzen und die damit einhergehenden Handlungsfelder identifizieren. Hilfreich ist die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie, die Implementierung eines Nachhaltigkeitsmanagementsystems sowie die Vorbereitung der Berichterstattung entsprechend der neuen CSRD-Richtlinie. Inwieweit sich der Ausweis geringer Quoten nachhaltiger Wirtschaftstätigkeiten negativ auf zukünftige Finanzierungen bzw. Refinanzierungen auswirken wird, kann noch nicht abschließend beurteilt werden. Doch die Erfüllung des sozialen Auftrages, eine hohe Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit sowie Maßnahmen zur Ressourcenschonung werden nicht nur die Reputation fördern, sondern langfristig auch Erfolgsfaktoren sein. Hinzu kommt die steigende Bedeutung von Nachhaltigkeitsfaktoren im Risikomanagement der kreditgebenden Banken. Gute Nachhaltigkeitsleistungen werden sich perspektivisch in allen Unternehmen auszahlen. 6 Umweltziele der Taxonomie KlimaschutzAnpassung an den KlimawandelNachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und MeeresressourcenÜbergang zu KreislaufwirtschaftVermeidung und Verminderung der UmweltverschmutzungSchutz und Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme Autorin: Dr. Astrid Herrmann, Leiterin Strategie & Nachhaltigkeit, Evangelischen Bank

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