Studie Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Pflege

Zugehörige Themenseiten:
Corona-Pandemie

Wie haben die Schutzmaßnahmen gegen Covid-19 in Pflegeheimen gewirkt und was kann man für die Zukunft daraus lernen? Die Antworten dazu liefert die vom GKV-Spitzenverband geförderte Studie „Covid-Heim“ der Berliner Charité. Die Ergebnisse werden heute vorgestellt..

Die Covid-Heim-Studie der Charité zeigt u.a., wie vulnerable Gruppen besser vor Infektionskrankheiten geschützt werden können. – © kebox (stock.adobe.com)

„Die Covid-Heim-Studie der Charité zeigt Wege auf, wie vulnerable Gruppen besser vor Infektionskrankheiten geschützt werden können. Mit der Benennung von Hygienebeauftragten in Pflegeheimen ist ein erster Schritt getan. Neben dem Infektionsschutz sollte auch die hausärztliche Versorgung in den Einrichtungen gestärkt werden – in etwa einem Drittel der Pflegeheime gab es hier zu den Hochzeiten der Corona-Pandemie Defizite. Außerdem muss die soziale Teilhabe von Pflegeheimbewohnerinnen und –bewohnern auch unter den schwierigen Bedingungen einer Pandemie gewährleistet sein, um z.B. Vereinsamung vorzubeugen. Der Ausbau digitaler Kontaktpflege kann hier ein Ansatz sein“, fasst Gernot Kiefer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbands, die wichtigsten Schlüsse aus den Studienergebnissen zusammen:

Studie zeigt Entwicklung der Sterblichkeit während Corona-Pandemie

Ein wichtiger Teil der Studie ist die Auswertung von Abrechnungsdaten, anhand derer die Entwicklung der Sterblichkeit in Pflegeheimen im Verlauf der Corona-Pandemie nachvollzogen werden kann. Zum Höhepunkt der zweiten Welle von Dezember 2020 bis Februar 2021 war diese deutlich erhöht: Durchschnittlich starben wöchentlich elf von 1.000 Heimbewohnenden. In den Jahren 2015 bis 2019 waren es durchschnittlich sieben von 1.000. Der Verlauf während der Pandemie entspricht dem in der gesamten Bevölkerung über 60 Jahre. In der dritten Welle wiederum sank die Sterblichkeit der Pflegeheimbewohnenden unter den Wert der Vorjahre, vermutlich zeigte die priorisierte Impfung in Pflegeheimen erste Erfolge. Von den mit einer Corona-Infektion in ein Krankenhaus eingewiesenen Heimbewohnenden verstarben knapp 60 Prozent innerhalb von 90 Tagen nach der Hospitalisierung.

Soziale Teilhabe durch Schutzmaßnahmen eingeschränkt

Für die Covid-Heim-Studie wurden 873 Pflegeheimleitungen zu Einschränkungen während der zweiten Covid-19-Welle befragt. 85 Prozent nannten eingeschränkte Besuche als Maßnahme in ihrer Einrichtung, 82 Prozent hatten den Körperkontakt zwischen allen Personen reduziert und zwei Drittel hatten gemeinsame Veranstaltungen gestrichen. Neun von zehn Pflegekräften bestätigen, dass Schutzmaßnahmen dieser Art Folgewirkungen für die Bewohnenden gehabt hätten, wie

  • Einsamkeit,
  • Rückzug und
  • Verwirrung.

Die Studie zieht daher das Fazit, dass soziale Teilhabe durch den Einbezug von pflegenden Angehörigen und Ehrenamtlichen gestärkt werden müsste, pflegenden Angehörigen dürfe der Zugang nicht untersagt werden.

Pflegende Angehörige besonders belastet

In der ebenfalls im Rahmen der Fachtagung präsentierten BerTA-Studie wurde untersucht, wie pflegende Angehörige Belastungen während der Corona-Pandemie erlebten. 51 Prozent der Befragten berichten von einer deutlich höheren Pflegebelastung, die vor allem auf den Wegfall ergänzender Pflegeleistungen z.B. durch Pflegedienste und Tagespflege zurückzuführen war. Die Mehrzahl der pflegenden Angehörigen leidet der Befragung zufolge unter Einsamkeit und fehlenden Erholungsmöglichkeiten.

Die Studie wird nun an das Bundesministerium für Gesundheit gegeben, damit der Gesetzgeber die notwendigen Maßnahmen umsetzen kann. Ergänzend wird die Publikation in Kürze auf der Internetseite des GKV-Spitzenverbandes veröffentlicht.

Die Studien

  • Die Covid-Heim-Studie startete im Juli 2020 und lief über zwei Jahre. Basis der Erhebung sind anonymisierte Abrechnungsdaten der AOK Kranken- und Pflegekassen über den Zeitraum Januar 2015 bis Juni 2021. Zusätzlich wurden Pflegepersonen und Heimleitungen sowie Pflegebedürftige befragt.
  • Die Befragung zu Auswirkungen der Covid-19 Pandemie auf pflegende Angehörige fand als zusätzliche Erhebung im Rahmen der BerTA Studie (Beratung und telefonische Therapie für pflegende Angehörige, engl. Akronym ReDiCare) statt. Die BerTA Studie (2017-2022) wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und von Dr. Klaus Pfeiffer (Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart) und Prof. Dr. Gabriele Wilz (Friedrich-Schiller-Universität Jena) geleitet.