Cybersecurity am Universitätsklinikum Bonn (UKB) Auf dem Weg zum Secure UKB Medical Campus

Der Maximalversorger setzt seit Ende 2020 auf ein 5G-Netz. Es ermöglicht eine schnellere Datenübertragung und unterstützt die Patientenversorgung. Wie Informationssicherheit und Datenschutz von Beginn an mitgedacht wurden und nun auf das nächste Level gehoben werden sollen.Das UKB verfolgt die Zukunftsvision des komplett digitalisierten Universitätsklinikums. Auf dem Secure UKB Medical Campus sollen die Prozessströme der universitären Maximalversorgung vollständig digitalisiert sein, sodass mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) die Patientenversorgung weiter optimiert werden kann. „Wir beschäftigen uns bereits mit den Themen, die mit dem demografischen Wandel auf uns zukommen und treffen jetzt die Vorbereitung für die kommenden 15 Jahre“, erklärt Prof. Ulrike Attenberger, Direktorin der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, im Gespräch mit HCM. Sie und ihr Team sind Teil der ersten Abteilung, die vom im Dezember 2020 implementierten 5G-Netz auf dem UKB-Campus profitiert hat. Attenbergers Fazit aus der medizinischen Praxis nach rund zwei Monaten mit dem 3,6 GHz-Netz: „Die sehr hohe Geschwindigkeit des Datenaustauschs bei der Teamkommunikation in der Notaufnahme und der Radiologie ermöglicht uns ein flexibleres und schnelleres Arbeiten, sowie die Chance direkt am Point-of-Care schneller therapeutische Entscheidungen zu treffen.“ Zukünftig sollen auch bei den Tumorboards digitale, mobile und damit schnellere Entscheidungsprozesse möglich werden. Datenaustauch gleich Datensicherheit„Dabei ist die größtmögliche Förderung des schnellen Datenaustauschs auch eng mit Datensicherheit verbunden“, wie es Prof. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender am UKB, ausdrückt. Der Fokus liege dabei auf dem Schutz personenbezogener Daten (Datenschutz) und dem generellen Schutz von Daten (Informationssicherheit). „Die UKB hält die IT-Infrastruktur stets auf dem neuesten Stand der Technik“, erklärt Holzgreve. So werde sowohl der interne als auch der externe Datenverkehr durch umfassende Sicherheitsmaßnahmen elektronisch überwacht. „Die 5G-Technologie inkludiert bei uns bereits ab Werk modernste Sicherheitsmechanismen, sodass ohne großen Aufwand mobile Geräte über 5G B3S-konform an unsere IT-Infrastruktur angebunden werden können“, sagt der UBK-Chef. Schwachstelle: IT-Sicherheitsstandards für HerstellerPeter Weidenbach, Stabstellenleiter IT-Sicherheit, uk-it am UKB, sieht die Schwachstelle vielmehr an verbindlichen IT-Sicherheitsstandards, die von Herstellerseite eingehalten werden müssen. Sowohl bei Medizintechnikgeräten als auch bei klassischer IT wie der Netzwerkinfrastruktur fehlt es an verbindlichen Standards. „Deshalb reduzieren wir die Kommunikation von Systemen und Geräten untereinander auf das absolut nötige Mindestmaß. Alle nicht vorgesehenen Kommunikationswege sind geblockt“, berichtet Weidenbach. Für den Fall eines Angriffs soll so das Risiko minimiert werden, dass ein infiziertes Gerät mit weiteren internen Geräten im Netzwerk kommuniziert. „Einhundertprozentige Sicherheit vor Hacks bzw. Sicherheitslücken in Produkten kann es nicht geben“, darüber ist sich Weidenbach bewusst. Dafür sei die IT in der Krankenhauslandschaft viel zu komplex, denn beinahe jedes Medizintechnikgerät verfüge mittlerweile über smarte Funktionen. Geplant: Security Operations CenterEinen Schritt weiter auf dem Weg zum Secure UKB Medical Campus soll mittelfristig ein Security Operation Center aufgebaut werden, das 24/7 große Teile der IT-Landschaft hinsichtlich Auffälligkeiten überwacht. Bis dahin setzt man am UKB nach Außen auf eine Basisabsicherung durch ein intelligentes Firewall-System, dass die meisten der täglich rund 70.000 Angriffsversuche abblockt. Da man angesichts dieser beachtlichen Zahl an täglichen Attacken nicht ausschließen könne, dass die Sicherheitshürden überwunden werden, gibt es für den Cybersecurity-Ernstfall einen Krisenplan. Er sieht die Einhaltung der Vorgaben für KRITIS-Betreiber vor, sowie die Einhaltung der Regelungen des IT-Sicherheitsgesetzes sowie der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). „Tritt der Krisenfall ein, wird unverzüglich der Vorstand informiert, der entscheidet dann über die weiteren Maßnahmen“, sagt Achim Flender, Datenschutzbeauftragter und IT-Med-Sicherheitsbeauftragter am UKB. Als weitere Maßnahme, um diesen zu verhindern, müssen alle Mitarbeitenden des Maximalversorgers bei Einstellung und mindestens alle zwei Jahre eine Awareness-Schulung für Informationssicherheit absolvieren. Die Sensibilisierung erfolgt via praktischer Fallbeispiele und zeigt, wie man Angriffsversuche erkennt und Fälle korrekt meldet. Dafür steht eine rund um die Uhr erreichbare IT-Sicherheits-Hotline zur Verfügung, die von der Stabstelle IT-Sicherheit betreut wird. Sicherheit auf Applikations- und Netzebene im 5G-UmfeldIndustriepartner des UKB für die 5G-Abdeckung ist die Telekom. Voraussetzung für den Anschluss war die Glasfaserverbindung des Areals für das öffentliche Netz. Eine über IP-VPN getunnelte Verbindung stellt die Brücke zum privaten 5G-Netz der UKB her. Das dort verfügbare 5G-Netz besteht aus zwei Teilen: einem öffentlichen Teil für alle Nutzer, und einem privaten Teil, der nur für authentifizierte User verfügbar ist. „Aktuell ist das private 5G-Netz für 50 SIM-Karten lizenziert, Erweiterungen sind jederzeit möglich“, erklärt Herbert Schüttler, Leiter Business Development und 5G-Experte bei der Telekom. Der eng definierte und kontrollierte Benutzerkreis ermöglicht den Usern nicht nur eine Datenpriorität, sondern sorgt zusätzlich für Sicherheit. „Nur wer im System administriert und freigeschaltet ist, bekommt über das Gateway den Zugang zum Netz – wenn sich die Person in unmittelbarer Nähe zum Campus befindet“, sagt Schüttler. Mit dem 5G-Ausbau ist am UKB ein erster Meilenstein in Richtung Secure UKB Medical Campus getan – Cybersicherheit auf allen Ebenen von Beginn an mitgedacht. Es bleibt abzuwarten, wann die nächsten Schritte in Richtung digitaler Patientenaufnahme und Robotik-Einsatz folgen werden. Dass es nicht mehr allzu lange dauern wird, ist sicher: „Wir werden die Digitalisierung zukünftig noch viel stärker benötigen, um Kapazitätsplanungen, Auslastungen und Workflows in der Gesundheitsversorgung sichern zu können. Das UKB bereitet sich jetzt darauf vor“, erklärt Attenberger – selbstverständlich auch weiterhin mit Fokus auf maximal möglicher Sicherheit auf allen Ebenen.

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