Interview zum Krankenhauszukunftsgesetz mit Dr. Josef Dülllings Auf dem richtigen Weg

Mirjam Bauer sprach für HCM mit Dr. Josef Düllings, dem Präsidenten des Verbands der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) und Hauptgeschäftsführer der Klinikgruppe St. Vinzenz-Paderborn, über das Gesetz, die zügige Umsetzung und wichtige Ziele für die Zukunft.Dr. Josef Düllings, Präsidenten des Verbands der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD). Was sind die wichtigsten Inhalte des neuen Gesetzes? Dr. Düllings: Zum einen beinhaltet das Gesetz eine ordentliche Summe an Fördermitteln, das ist zunächst ein gutes Zeichen. Ich hoffe, dass die Länder ihrer Verpflichtung auch nachkommen werden und die Kliniken selbst nicht zu sehr in die Pflicht nehmen, auf eigene Mittel zurückzugreifen. Seit dem Jahr 2014 fordert der VKD Investitionen für die digitale Infrastruktur der Kliniken, nun wurde im Jahr 2020 endlich ein konkreter Beschluss gefasst. Daneben geht es – endlich – um den Fokus auf die Digitalisierung. Auf diesen Paradigmenwechsel, den Wandel in der Wahrnehmung, haben wir lange gewartet. Hoffentlich unterstützt das KHZG mehr Qualität, eine höhere Patientensicherheit, und auch Lösungen zur Problematik der Medikamenten-Interaktion. Aktuell sterben jährlich dreißig- bis fünfzigtausend Menschen an Medikamenten-Unverträglichkeiten in Deutschland. Das ist mehr, als die Corona-Pandemie bisher an Opfern forderte. Bislang haben wir keine geeigneten Werkzeuge, um diese Unverträglichkeiten in einem zersplitterten ambulanten Versorgungssystem nachzuvollziehen bzw. präventiv v.a. für Hochbetagte diese Versorgungsprobleme zu verhindern. Digital bieten sich völlig neue Möglichkeiten. Aus Sicht als Leiter der Klinikgruppe St. Vinzenz-Paderborn: Welche Vorteile bringt das KHZG den Kliniken? Dr. Düllings: Das Gesetz schafft die Voraussetzungen für ein digitales Vorankommen: Dabei geht es um Basisdigitalisierung, WLAN und viele andere Dinge, um eine digitale Infrastruktur zu schaffen. Der VKD forderte zehn Milliarden Euro, zwei sind nun beschlossen, dies ist also ein erster Schritt in die richtige Richtung. Allerdings müsste es nun sechs Jahre so weiter gehen. Diese zwei Milliarden Euro Förderung pro Jahr hat sich aus unseren Erfahrungen und Vergleichen mit den USA als eine sinnvolle Zielgröße ergeben. Die Digitalisierung kann die Apotheken, Niedergelassenen, Krankenhäuser, Reha-Einrichtungen und Pflegeheime durch digitale Vernetzung zusammenbringen. So ergeben sich bessere Prozesse und eine optimierte und sicherere Patientenversorgung. Welche Nachteile sehen Sie? Dr. Düllings: Das Tempo könnte besser sein! Wir haben seit sechs Jahren intensiv gefordert: über den deutschen Krankenhaustag, über die Entscheiderfabrik etc. Doch erst jetzt wurde dieser wichtige Wunsch umgesetzt. Zumal v.a. die Länder in der rechtlichen Pflicht zur Investitionsförderung sind. Vielleicht war Corona ein Beschleuniger; schön wäre es, wenn wir auch ohne solche Krisen das Tempo anziehen könnten. Was wünschen Sie sich für die Zeit „nach“ dem Gesetz? Dr. Düllings: Notwendig ist eine einheitliche Strategie von Bund und Ländern, am besten eine nationale Strategie zur Digitalisierung der Gesundheitsbranche. Im Kreis Paderborn setzen wir aktuell ein solches Projekt um, das mit Fördergeldern des Landes NRW unterstützt wird. Meines Wissens gibt es in keinem anderen der rund 300 Kreise in Deutschland ein solches Projekt. Ende 2022 wollen wir fertig sein. Das Projekt könnte eine Blaupause auch für andere Regionen sein. Dabei sollte unbedingt die Demographie beachtet werden. Es werden immer mehr Ältere, die erkranken und ohne eine solche Infrastruktur nicht die Versorgungsqualität erhalten, die sie benötigen. Wenn es so weiter geht, wie aktuelle Umsetzungen zeigen, sind wir auf dem richtigen Weg!

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