Digitalisierung
Angst- und Stresszuständen während operativer Eingriffe, bei denen keine Narkose notwendig ist, sind nicht selten. Das BG Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum setzt für solche Situationen auf neue Technologien und beruhigt Patientinnen und Patienten während der Operation mit einem Kinoerlebnis per Videobrille mit Kopfhörer.

Im BG Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum werden bereits zwei solcher audiovisuellen Brillen unter der Leitung von Thomas Greskötter, Fachkrankenpfleger und Beauftragter für Medizinproduktesicherheit, im Bereich der Herzchirurgie genutzt. Eingesetzt wird das System v.a. bei minimal-invasiven herzchirurgischen Eingriffe. „Zur Verringerung von Nervosität und Stress der Patientinnen und Patienten kommt noch hinzu, dass sich die gefühlte Behandlungsdauer dadurch deutlich verkürzt. Und wir bemerken, dass durch den Einsatz der Brille der Bedarf an Schlaf- und Beruhigungsmitteln sowie der Sedativa merklich zurückgegangen ist“, erklärt Prof. Dr. Peter Zahn, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Schmerzmedizin des BG Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum.
Umfangreiches Kinoprogramm der Brille zeigt Wirkung
Die verschiedenen Programme der Brille wie Kinder- und Spielfilme, Dokumentationen oder Konzerte und Entspannungsvideos ohne Sprechtext haben im OP bei behandelten Personen im Klinikum bisher für ein gesteigertes Wohlbefinden und das Gefühl einer kürzeren Behandlungsdauer gesorgt. Das medizinische Personal sieht die Vorteile der Brille u.a. in der geringeren Nutzung von Schlaf- oder Beruhigungsmitteln und bei der schnelleren Erholungszeit der Patientinnen und Patienten. Besonders bei operativen Eingriffen, bei denen die Patientinnen und Patienten nicht narkotisiert werden müssen, hilft die Videobrille beim Entspannen. Gleichzeitig haben die behandelnden Ärztinnen und Ärzte eine ruhigere Person auf dem OP-Tisch und können sich ganz ihrer Arbeit widmen.
Die Ursprungsidee ist nicht neu
„Im Bergmannsheil gab es schon vor 30 Jahren Walkmans, um erkrankte Personen mit Musik bei einem Eingriff abzulenken. Aber mit der „Im Bergmannsheil gab es schon vor 30 Jahren Walkmans, um erkrankte Personen mit Musik bei einem Eingriff abzulenken. Aber mit der Videobrille sind jetzt auch die Augen der Patientinnen und Patienten einbezogen, was sehr gut ankommt“, erklärt Greskötter. Das medizinische Personal kann mit Hilfe des verbundenen Touchscreens der Brille das Programm für die behandelte Person steuern und trotz der Kopfhörer mit dieser während des Eingriffs kommunizieren.
Leasing-Konzept für audiovisuelle Brillen
Aktuell hat das Bergmannsheil zwei solcher Brillen von einem Wiener Hersteller geleast. Bei der Entscheidung zwischen den verschiedenen Brillenherstellern spielte besonders der hygienische Aspekt eine große Rolle. Für das Leasing-Konzept sprechen die fachgerechte Kontrolle des Systems sowie regelmäßige Updates und anfallende Reparaturen. Auch um die laufenden Lizenzgebühren für die kommerzielle Nutzung der Filme abzudecken, das Angebot laufend zu erweitern und Kliniken rechtlich abzusichern, ist der Hersteller verantwortlich.