Closed Loop Medication Administration Arzneimitteltherapiesicherheit erhöhen

Die Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum (UKB) GmbH schließt die Lücke im digitalen Medikationsprozess mithilfe eines Dispensierungsautomaten.Im September 2019 wurde mit der Implementierung auf einer Pilotstation begonnen und im weiteren Verlauf wurden bis August 2020 alle vorgesehenen Stationen an die Unit-Dose-Versorgung angeschlossen. Die Vorgehensweise ist somit vollständig im Arbeitsalltag integriert. Neben dem eigenen Haus versorgt die Apotheke auch die weiteren Krankenhäuser des Verbundes im Ruhrgebiet. So ist das Knappschaftskrankenhaus Lütgendortmund bereits an die Unit-Dose-Versorgung angeschlossen und in naher Zukunft sollen auch die weiteren zum Verbund gehörenden Häuser folgen.. Aufnahme und Umstellung des PatientenWährend bei dem klassischen Medikationsprozess die Patienten im Aufnahmeformular ihre aktuelle Medikation angeben, erfolgt nun die Anamnese der Medikamente separat bei der Aufnahme durch einen pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA). Idealerweise bringt der Patient einen bundeseinheitlichen Medikationsplan mit, sodass dieser nur eingescannt und auf Vollständigkeit geprüft werden muss. Ansonsten erfasst der PTA die Medikation mit Unterstützung des Patienten im System. Damit ist die Vollständigkeit und Richtigkeit der Angaben gesichert und das Fehlerpotenzial zwischen den Versorgungsschnittstellen ist geringer (vgl. Baehr & Melzer (Hrsg.) 2017, S. 4/5). Nachdem die Medikamente des Patienten aufgenommen wurden, erfolgt die Umstellung auf die Krankenhausmedikation. Dieser Schritt wird in der traditionellen Arzneimittelversorgung vom Pflegedienst mittels lokaler Arzneimittellisten übernommen (vgl. Baehr & Melzer (Hrsg.) 2017, S. 6). In der UKB erfolgt die Umstellung der Hausmedikation mithilfe des Apothekers. Unterstützende IT-Systeme helfen den Apothekern, die Medikation bezüglich Dosierung, Wechselwirkung oder Kontraindikation zu überprüfen. Bei Bedarf geben sie einen Hinweis an den behandelnden Arzt. Dieser prüft im Rahmen seiner Aufnahme die Medikamente und gibt diese im System frei. ArzneimittelverordnungIm weiteren Behandlungsverlauf werden anhand der Diagnose weitere Medikamente zur Therapie vom Arzt verordnet. Die UKB arbeitet schon seit Längerem mit der digitalen Patientenakte und hat an diesem Punkt die AMTS deutlich steigern können. Groth-Tonberge et al. (2012) untersuchten etwa 3.000 Verabreichungen von Medikamenten auf zwei unterschiedlichen Stationen. Sie konnten belegen, dass die Nutzung eines elektronischen Verordnungssystems die Abweichungen von selbst definierten Qualitätsindikatoren bei ärztlichen Verordnungen um rund 17 Prozentpunkte (von 56 Prozent auf 39 Prozent) senken kann. Dabei sind Abweichungen nicht gleichzusetzen mit Fehlern. Wobei die Autoren annehmen, dass die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Medikationsfehlern höher sei, je größer die Abweichungsrate ist. Die digitale Patientenakte hat den Vorteil, dass angeordnete Medikamente oder Veränderungen in der Medikation leserlich und übersichtlich dokumentiert werden. Gleichzeitig sorgt die elektronische Verordnung für die Vollständigkeit der Angaben. Das Auslassen von Details wie der Stärke oder Arzneiform ist aufgrund der elektronischen Verordnung nicht mehr möglich. Zusätzlich unterstützt ein IT-System die Entscheidungsfindung des Arztes bei der Verordnung von Arzneimitteln. Das System übernimmt z.B. die Prüfung von Interaktionen bei der Verordnung von mehreren Wirkstoffen und kann auf potenzielle Fehlerquellen aufmerksam machen (vgl. Baehr & Melzer (Hrsg.) 2017, S. 6/7). Grundsätzlich besteht in der UKB für den Arzt die Möglichkeit, jedes Medikament, das sich auf dem Markt befindet, zu verordnen. Medikamente, die in der Apotheke vorhanden sind, sind jedoch deutlich im System gekennzeichnet. Bereitstellen der MedikationIn der traditionellen Arzneimittelversorgung übernehmen Pflegefachpersonen das Bereitstellen der Medikamente (vgl. Baehr & Melzer (Hrsg.) 2017, S. 8). Hier setzt in der UKB nun die Unit-Dose-Versorgung an. Nach Freigabe des Arztes erfolgt über eine Schnittstelle die Übermittlung der Medikation aus dem Krankenhausinformationssystem (KIS) an den Dispensierungsautomaten. Das Hauptaugenmerk der Versorgung richtet sich auf Arzneimittel in Form von festen Oralia. Diese werden, sofern vorhanden, als Schüttware in den Automaten gefüllt. Medikamente, die noch nicht als Schüttware vorhanden sind, werden mithilfe einer Maschine entblistert. Der Automat sortiert anhand der Information aus dem KIS die Medikamente patientenindividuell in kleine Tüten. Die visuelle Prüfung der Medikamente erfolgt durch ein Kontrollgerät, das mithilfe von Kontrolldaten die Tabletten und Kapseln anhand von Form, Farbe und Beschriftung einzeln abgleicht und fotografiert, damit eine Nachverfolgbarkeit gewährleistet ist. Als Element des geschlossenen Medikationsprozesses sichert Unit-Dose in Verbindung mit dem Kontrollgerät somit die patientenindividuelle Logistik und erhöht die AMTS deutlich. Baehr et al. (2014) belegen in einer ähnlichen Studie wie Groth-Thonberge et al. (2012), dass die Abweichungsrate der Medikamentenverabreichung auf beiden Stationen durch den geschlossenen Medikationsprozess mittels Unit-Dose auf 1,6 Prozent fällt. Sie untersuchten rund 3.111 Medikationen. Dabei entfielen 21 Abweichungen (0,7 Prozent) auf die 2.981 Arzneimittel aus der Unit-Dose-Versorgung und 28 Abweichungen (21,5 Prozent) auf die 130 manuell gestellten Medikamente. Auch ist der Prozess eine Arbeitserleichterung für die Pflegenden auf Station. Die Unit-Dose-Versorgung ermöglicht ihnen, sich auf ihre pflegerischen Aufgaben zu konzentrieren und entlastet sie von pflegefremden Tätigkeiten (vgl. Kleinjung 2015, S. 234). Applikation und DokumentationWährend die Abgabe der Medikamente früher im Dispenser erfolgte, werden die Medikamente nun in Tüten von den Pflegefachpersonen verteilt, auf denen Patienteninformationen und Einnahmehinweise vermerkt sind (vgl. Baehr & Melzer (Hrsg.) 2017, S. 8 f.). Jeder Patient erhält täglich einen Schlauch mit Tüten, die in die einzelnen Einnahmezeiträumen aufgeteilt sind. Zusätzlich dazu befindet sich auf den Tüten ein QR-Code, über den die Patienten zum online bereitgestellten Beipackzettel gelangen. Die Gabe wird durch die Pflege direkt in der elektronischen Akte dokumentiert und kann so direkt abgerechnet werden. Literaturverzeichnis bei den Verfassern.