Die Freie Ärzteschaft forderte heute auf dem Deutschen Ärztetag in Hamburg die Abschaffung von Arzneimittelregressen. Dabei ging es auch um das Anstoßen einer öffentlichen Diskussion um Kosten und Nutzen von Arzneimitteln.
Jedes Jahr geben die Krankenkassen vier bis fünf Prozent mehr Geld für Arzneimittel aus. Wie soll die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung künftig bezahlbar sein? Gibt es zu viele und zu teure Medikamente und sind diese alle für die Behandlung immer nützlich? Mit diesen Fragen beschäftigt sich u.a. die Freie Ärzteschaft (FÄ) anlässlich des derzeitigen Deutschen Ärztetages (24. bis 27. Mai 2016) in Hamburg. Die FÄ fordert eine öffentliche Diskussion über Kosten und Nutzen von Arzneimitteln. „In Deutschland verstecken sich Politik und Krankenkassen davor und zwingen die Ärzte zu Rationierung“, machte FÄ-Vorsitzender Wieland Dietrich klar. Es könne nicht sein, dass Ärzte ihren Patienten Medikamente vorenthalten sollen, um das Kostenproblem zu lösen.
Deutschland braucht die Diskussion
Prof. Wolf-Dietrich Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, hatte in seinem Vortrag auf dem Ärztetag die enorme Kostenentwicklung bei Arzneimitteln kritisiert. In anderen Ländern wie etwa in den USA würde die Kosten-Nutzen-Frage nahezu täglich öffentlich diskutiert. Seiner Meinung nach werde es höchste Zeit, auch hierzulande diese Diskussion zu eröffnen.
Regresse abschaffen – Politik gefragt
Die Ärzteschaft lehne es ab, das Kostenrisiko für steigende Arzneimittelpreise in der Zukunft zu tragen. Das habe der Ärztetag auf wesentliche Initiative der Freien Ärzteschaft beschlossen. Damit sei nun die Politik aufgefordert, Arzneimittelregresse abzuschaffen, heißt es von Seiten der Freien Ärzteschaft.
Dietrich: Medikamentenrückzahlung hält Ärzte vor eigener Praxis ab
Bei der Verordnung von Arzneimitteln sind Ärzte von sogenannten Regressen bedroht. Das heißt: Verschreibt der Arzt seinen Patienten nach den aktuellen Gesetzen fürs Gesundheitswesen vermeintlich zu teure und zu viele Medikamente, dann muss er diese am Ende selbst bezahlen. Ob und wie viel der Arzt dann „zurückzahlen“ müsse, entscheide ein Prüfgremium aus Krankenkassen und Kassenärztlichen Vereinigungen. „Das ist so ähnlich, als ob ein Feuerwehrmann nach Löschen des Brandes für das Löschwasser bezahlen müsste“, erläuterte Dietrich. „Diese absurde Regelung hält viele junge Ärzte ab, sich in eigener Praxis niederzulassen. Wer die Probleme ärztlichen Nachwuchses in Deutschland lösen will, muss die Arzneimittelregresse abschaffen.“