Die Kolumne von Eckhard Eyer Alle Jahre wieder

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Corona-Pandemie

„In diesem Jahr kann man versucht sein zu sagen, dass ‚alle Jahre wieder‘ nicht nur für Weihnachten sondern auch für die Corona-Pandemie gilt“, meint unser Kolumnist und verrät, was er sich daher ganz besonders wünscht.

Dipl.-Ing. Eckhard Eyer, Perspektive Eyer Consulting in Ockenfels, Kontakt: info@eyer.de – © Eckhard Eyer

Um die Gefahren, die mit den jährlich wiederkehrenden Pandemien einhergehen, einzudämmen haben wir derzeit die Impfungen, das Boostern, und vielleicht auch bald ein Medikament, das wir präventiv oder kurativ – so wie die Medikamente bei Grippe anwenden – können. So lange wir noch keine Medikamente haben um Corona und die Folgen zu heilen diskutieren wir die ethische Frage, ob es eine freie individuelle Entscheidung ist ob Menschen sich impfen lassen oder ob die Gesellschaft eine Impfpflicht beschließen und einfordern kann. Als Argumente werden einerseits die Freiheit des Individuums in einer freien Gesellschaft und die körperliche Unversehrtheit angeführt. Andererseits bleibt die höhere Ansteckungsgefahr für die Mitmenschen, die auch die Kosten der Behandlung, der Nachsorge und ggf. die Langzeitfolgen mittragen.

Der Mensch ist kein isoliertes, souveränes Individuum

Immanuel Kant hat auf die Frage eine klare Antwort: „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt“. So klar und grundsätzlich die Aussage aus dem Mund eines Philosophen ist, so abstrakt und unkonkret ist sie.

Das Menschenbild des Grundgesetzes ist nicht das eines isolierten, souveränen Individuums. Das Grundgesetz geht von einer konstruktiven Spannung zwischen dem Individuum und der Gemeinschaft im Sinne der Gemeinschaftsbezogenheit und Gemeinschaftsgebundenheit der Person aus, ohne dabei den Eigenwert des Menschen anzutasten. Das Bundesverfassungsgericht formuliert sinngemäß: Der Einzelne muss sich diejenigen Schranken seiner Handlungsfreiheit gefallen lassen, die der Gesetzgeber zur Pflege und Förderung des sozialen Zusammenlebens in den Grenzen des bei dem gegebenen Sachverhalt allgemein Zumutbaren zieht, vorausgesetzt, dass dabei die Eigenständigkeit der Person gewahrt bleibt.  

Die Balance immer neu austarieren

Wo genau diese Grenze zwischen der Freiheit des Einzelnen und der der Anderen liegt, ist immer wieder neu zu bestimmen. Sie ist von den Rahmenbedingungen der jeweiligen Situation abhängig. In unserer demokratischen und immer pluralistischer werdenden Gesellschaft ist es ihre Aufgabe – im Zweifel der Mehrheit – die Grenzen der Freiheit in Gesetzen und Verordnungen festzulegen. Diese Spielregeln sind dann für alle Bürgerinnen und Bürger verbindlich. Wir kennen das von der Straßenverkehrsordnung: Auch wenn sie nicht alle in Gänze für richtig halten, müssen sich alle daran halten, sonst sind Unfälle mit Schäden an Leib und Leben vorprogrammiert.

Alle Jahre wieder: Friede auf Erden

Die Weihnachtsbotschaft spricht alle Jahre wieder vom „Frieden auf Erden“, der im täglichen Zusammenleben, in den Familien, am Arbeitsplatz und in unserer Gesellschaft derzeit wieder auf die Probe gestellt wird. Betrachten wir die Welt nicht nur unsere eigene Perspektive, sondern auch einmal aus der Sicht der Anderen, auch der Gemeinschaft. Nehmen wir uns als Einzelne etwas zurück und setzen uns, unsere Meinung und Überzeugung nicht absolut, damit wir – mit etwas Toleranz – eine Chance haben dem Frieden auf Erden etwas näher zu kommen.

In diese Sinne wünsche ich Ihnen eine friedliche Weihnacht und einen guten Start in ein gesundes Jahr 2022 .

Ihr

Eckhard Eyer