Fachkräftemangel, Fort- und Weiterbildung und Personalentwicklung
Am 5. November fand die Fachtagung „Die Zukunft der Gesundheitsversorgung – der Beitrag akademisierter Pflegender“ statt. Hierbei diskutierten die Teilnehmer u.a. welchen Beitrag die Akademisierung der Pflege dazu leisten kann, absehbare Folgen des demografischen Wandels zu bewältigen.

Unter dem Titel „Die Zukunft der Gesundheitsversorgung – der Beitrag akademisierter Pflegender“ fand am 5. November die Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft und der Dekanekonferenz Pflegewissenschaft statt, die Vertreter der Gesundheitspolitik, der Hochschulen sowie von Trägern und Einrichtungen der Versorgungspraxis zusammenführte.
Pflegewissenschaft maßgeblich für Versorgung von Menschen
Elke Ferner, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, sieht in ihrem politischen Statement mit Blick auf den demografischen Wandel die Pflegewissenschaft als zentralen Bereich für die Versorgung der Menschen. Es sei eine Zukunftsaufgabe für die gesamte Gesellschaft, die Pflege zu sichern. Sie dankte der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft und der Dekanekonferenz Pflegewissenschaft für die wissenschaftliche Unterstützung im Rahmen der Novellierung des Pflegeberufsgesetzes .
„Die Akademisierung der Pflege, ist Teil der Lösung für die Herausforderungen im demografischen Wandel“, betont Prof. Dr. Renate Stemmer, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft. „An unseren Hochschulen werden Konzepte für arbeitsmarktfähige Studiengänge umgesetzt, die auch im Sinne der Generalistik stehen“, erklärt Stemmer weiter. Die Nutzbarmachung des qualitativen und quantitativen Potenzials akademisierter Pflegender für die Gesundheitseinrichtungen sei der nächste große Schritt, für den jetzt die Strukturen geschaffen werden müssten.
Die vielfältigen Chancen für die Pflegepraxis wurden auf der Fachtagung erörtert. „Der Bedarf und die Qualität der akademischen Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich der Pflege stehen nicht in Frage“, versichert Gernot Kiefer, Vorstand des GKV-Spitzenverbandes. Jedoch müsse ein differenzierter Zugang zu unterschiedlichen Ausbildungsgängen geschaffen werden, der nicht auf hohe Bildungsabschlüsse als Eingangsvoraussetzung verengt sei.
Bachelor am Bett
„Ja, wir brauchen den Bachelor am Bett dringend“, meint Ulrike Reus von der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Die akademisierte Pflege müsse ein fester Prozentanteil in Krankenhäusern werden.
Derzeit studieren laut der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft mehr als 10.000 junge Menschen in Deutschland Pflegewissenschaft oder Pflegemanagement, überwiegend im Bachelorstudiengang. Jährlich würden etwa 1.500 bis 1.700 Absolventen die Hochschulen verlassen und seien auf komplexe Pflegeaufgaben in Gesundheitseinrichtungen vorbereitet. Sie entwickeln Pflegekonzepte für multimorbide Patienten und setzen diese pflegerisch in der stationären und ambulanten Praxis um.
Mit knapp einem Prozent liege der Anteil akademisch ausgebildeter Pflegender in der Praxis noch weit hinter den Empfehlungen des Wissenschaftsrates, der sich für 10 bis 20 Prozent ausspreche.
Theorie-Praxis-Transfer erhöhen
Nach der Podiumsdiskussion arbeitete man auf der Fachtagung in fünf Themenworkshops. Die Teilnehmer sprachen sich darin für eine Nähe der Pflegewissenschaft zur Praxis aus. Sowohl Hochschulen als auch Gesundheitseinrichtungen seien Teil eines Innovationssystems und sollen den Übergang von der akademischen Ausbildung in die Praxis gemeinsam gestalten. Individuelle Traineeprogramme für die Überleitung in die Praxis seien dazu notwendig und erhöhen den Theorie-Praxis-Transfer. Es gelte, erfolgreiche internationale Beispiele auf die Integrationsfähigkeit in das deutsche System zu prüfen.
Aus ökonomischer Perspektive seien zusätzliche Kosten für die Ausbildung und den Einsatz akademisch qualifizierter Pflegender zu erwarten. Dem stünde ein wirtschaftlicher und qualitativer Nutzen gegenüber: Zu erwarten sei die Reduktion von Unter-, Über- und Fehlversorgung und geringere Komplikationsraten aufgrund optimierter Versorgungsprozesse.
Pflegewissenschaftliche Dimension auf kommunaler Ebene
Für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum müsse man den Dialog auf kommunaler Ebene intensivieren und Versorgungskonzepte gemeinsam entwickeln. Bereits gute Ansätze gäbe es in Regionen, in denen es ein Angebot an Studiengängen der Pflegewissenschaft gibt. Sie beeinflussen das Denken auf kommunaler Ebene und beziehen die pflegewissenschaftliche Dimension mit ein.
Erfolgreich sei die Einbindung akademisierter Pflegender immer dann, wenn der Träger hierfür eine klare Vorstellung oder Vision entwickelt hat. Aus den konkreten Bedarfen der Gesundheitseinrichtung ließen sich die Potenziale der hochschulisch qualifizierten Pflegenden erkennen und nutzen sowie deren Anteil beim Träger ableiten. Als Motivationen für Veränderungen sahen die Teilnehmer den Fachkräftemangel oder das Employer Branding .