Recruiting in der Pflege 5 Tipps: So können Pflegebetriebe junge Menschen für eine Ausbildung in der Pflege begeistern

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Die Pflegebranche ist durch einen enormen Fachkräftemangel gekennzeichnet. Gleichzeitig nimmt im Zuge des demografischen Wandels die Zahl der Pflegebedürftigen weiter zu. Pflegebetriebe sollten daher jetzt Maßnahmen ergreifen, um junge Menschen für eine Ausbildung in der Pflege zu gewinnen.

Junge Menschen für die Pflege
Wie können mehr junge Menschen für die Pflege begeistert werden? – © Pixel-Shot (stock.adobe.com)

Ein positiver erster Eindruck durch langsames Heranführen an die Aufgaben, eine klar strukturierte und moderne Onboarding-Phase sowie eine gute Gesprächsführung und regelmäßige Praxisanleitung sind heutzutage entscheidend, um junge Menschen für die Pflege zu begeistern. Recruiting-Experte Max Grinda gibt fünf Tipps, wie Pflegeunternehmen junge Menschen für eine Ausbildung begeistern können:

1. Lehre in der Pflege attraktiv gestalten

Eine entsprechende Bezahlung ist natürlich wichtig – aber Geld ist nicht alles: Auch der Arbeitsalltag muss sich ändern. Denn über 43 Prozent der Auszubildenden berichten, nicht von Praxisanleitenden an ihre beruflichen Aufgaben herangeführt zu werden – und das, obwohl das Pflegeberufegesetz eigentlich mindestens 10 Prozent geplante und strukturierte Anleitung während der Praxiseinsätze vorsieht. Stattdessen werden Azubis direkt als volle Kraft eingesetzt, ohne dass sie die Erfahrung dafür mitbringen.

Um ihnen einen optimalen Einstieg in den Pflegeberuf zu ermöglichen, sollten Auszubildende langsam an ihre Aufgaben herangeführt werden. „Auszubildende sollten die Zeit haben, um im Unternehmen anzukommen, bevor sie mit den alltäglichen Aufgaben wie dem Waschen der Bewohner in Berührung kommen”, empfiehlt Tanja Monski, Geschäftsführerin der ProCurand Campus gGmbH, einem AZAV zertifizierten Bildungsträger für die Pflegebranche. Sie rät deshalb, gerade für die Onboarding-Phase einen Einarbeitungsplan zu erstellen. Zudem sei ein zeitgerechter Umgang mit Hierarchien essenziell: „Der jungen Generation von heute ist ein kooperativer Führungsstil wichtig. Regelmäßige Reflexionsrunden mit den Praxisanleitenden und Auszubildenden sorgen für mehr Selbstbewusstsein und Zufriedenheit auf beiden Seiten.”

Darüber hinaus reichen klassische Benefits nicht mehr aus, um sie auch an das Unternehmen zu binden. Ein wertschätzender Umgang, Zusatzleistungen, die auf die Bedürfnisse der Azubis eingehen, sowie Gesundheitsleistungen abseits von Obstkörben und kostenfreien Getränken sind heute Dinge, die die Fachkräfte von morgen ansprechen.

2. Feste Arbeitszeitregelungen und Strukturen bieten

Rund ein Drittel der Azubis in der Pflege berichten, regelmäßig mehr Stunden als vertraglich vereinbart leisten zu müssen. Dabei sind Pflegekräfte ohnehin einer psychischen und körperlichen Belastung ausgesetzt. Neben der Verantwortung, die sie tagtäglich mit ihren Aufgaben tragen, setzen sie straffe Arbeitspläne und wenig Flexibilität bei der Arbeit zusätzlich unter Druck. Das wissen auch die meisten jungen Menschen und bevorzugen daher einen Arbeitgeber, der sich in dieser Hinsicht unterscheidet und klare Strukturen bietet.

Monski rät in diesem Zusammenhang beispielsweise zur Erstellung von Anleitungsplänen: „In der Praxis sollten diese eine Woche im Voraus erstellt oder bestenfalls für einen Monat geschrieben werden. Datum, Uhrzeit, Dauer und Thema der geplanten Praxisanleitung dürfen hierbei nicht fehlen.” Dabei führt das Eintragen der Praxisanleitungstermine im Dienstplan zu einer besseren Vorbereitung der Auszubildenden.

Feste Arbeitszeitregelungen bieten auch ein gewisses Maß an Sicherheit. Pflegebetriebe, die ihren Azubis diese Sicherheit bieten können, zeigen nicht nur Wertschätzung und Respekt für die Leistung, die die jungen Leute täglich erbringen. Sie können sich so auch von anderen Unternehmen abheben und die jungen Menschen für sich begeistern. Wer zudem noch seinen Auszubildenden ein Mitspracherecht bei den Arbeitszeiten einräumt, überzeugt auch langfristig.

3. Für eine ausgeglichene Work-Life-Balance sorgen

Azubis in der Pflege leisten oftmals nicht nur Überstunden. Häufig fehlen ihnen auch die nötigen Erholungsmöglichkeiten, denn Schichtarbeit sowie Einsatz am Wochenende und an Feiertagen gehören zum Pflegeberuf dazu. Hinzu kommt der aktuelle Fachkräftemangel, für den sie gewissermaßen den Kopf hinhalten. In Folge klagen viele Azubis über hohen Zeitdruck und mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.

Entsprechend wichtig ist es, regelmäßige Pausenzeiten und Erholungsmöglichkeiten zu integrieren. „In unserer Praxis haben sich beispielsweise Frühstückspausen gut bewährt”, sagt Monski. Außerdem sollte Mehrarbeit in Zeiten des Fachkräftemangels wirklich die Ausnahme sein. Pflegebetriebe, die ihren Azubis durch feste Arbeitszeiten, klare Strukturen und regelmäßige Erholung die entsprechende Regenerationszeit bieten und für eine ausgeglichene Work-Life-Balance sorgen, können ihre Mitarbeitenden auch auf lange Sicht begeistern.

4. Digitale Sichtbarkeit und einfache Bewerbungsprozesse

Heutzutage ist es für Pflegebetriebe wichtiger denn je, am Puls der Zeit zu sein und mit dem technischen Fortschritt zu gehen. Denn die meisten jungen Leute sind heute nicht mehr durch Offline-Werbung wie Zeitungen zu erreichen. Sie halten sich größtenteils am Smartphone und in den sozialen Medien auf. Pflegebetriebe sollten daher auf eine digitale Präsenz achten, die über Facebook und Instagram hinausgeht – Stichwort: TikTok.

Auch eine moderne Webseite mit einer ansprechenden Karriereseite sowie optimierte und einfache Bewerbungsprozesse sind heute ausschlaggebend, um junge Menschen erfolgreich anzusprechen. So sollten Bewerbungsunterlagen idealerweise erst nach dem Kennenlerngespräch angefragt werden. Wichtig ist in erster Linie, dass der erste Kontakt hergestellt wird. Tanja Monski geht hier noch einen Schritt weiter und empfiehlt, eine digitale Plattform zum Austausch anzubieten: „Auf einer digitalen Plattform können Pflegebetriebe vermehrt auf die Wünsche der Auszubildenden eingehen und ihnen auch den Kontakt zu Schulen und Trägern der praktischen Ausbildung erleichtern.”

5. Optimale Vorbereitung durch klare Kommunikation

Es ist wichtig, die Bewerber optimal auf die Ausbildung vorzubereiten. Junge Leute wollen wissen, was sie in der Ausbildung erwartet, warum sie sich für diese Lehre entscheiden sollten, welche Weiterbildungsmöglichkeiten sie haben und welchen gesellschaftlichen Beitrag sie damit leisten können.

Imagevideos eignen sich beispielsweise hervorragend, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und sollten eine klare Erwartungshaltung bei den Auszubildenden erzeugen. Durch authentische Einblicke in das Unternehmen bieten Pflegebetriebe Azubis die Möglichkeit, sich mit ihnen zu identifizieren und sich als Teil eines großen Ganzen zu sehen. Wichtig ist, dass Azubis nicht mit falschen Versprechungen in die Lehre starten. Auch Leitungskräfte sollten sich daher für das Bewerbungsgespräch gut vorbereiten. „Ist der Einstieg ins Unternehmen geschafft, empfiehlt es sich, Bewerbern einen festen und erfahrenen Ansprechpartner zur Seite zu stellen, der für die Einarbeitung zuständig ist”, ergänzt Monski.

Zu den Experten

Max Grinda und Felix Hahnewald sind die Geschäftsführer von FM Recruiting. Mit ihrer Agentur unterstützen sie Pflegeunternehmen dabei, dem sich zuspitzenden Mangel an Fachkräften zu trotzen und mehr qualifizierte Bewerbungen zu generieren. Mit ihrer 4S-Methode sollen Kunden mehr Bewerbungen von qualifizierten Fachkräften aus ihrer Region erhalten, die an einem guten Arbeitgeber interessiert sind.