Healthcare global
Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) stellte anlässlich ihrer 4. Notfallkonferenz einen Maßnahmenkatalog zur Sicherung der medizinischen Versorgung in Kriegs-, Krisen- und Katastrophenfällen vor.

Hauptaspekte des 5-Punkte-Plan 2.0 sind eine strukturierte Bevorratung in Krankenhäusern und die systematische Einbindung politischer Entscheidungsträger in bestehende Netzwerkstrukturen. „Die Menschen erwarten, dass auch in einer Extremsituation jeder in Not geratene Mensch die erforderliche schnelle medizinische Hilfe erhält“, sagt DGU-Präsident Prof. Benedikt Friemert.
Situationsgerechte Versorgung gewährleisten
Der Ukraine-Krieg zeige die zunehmende Bedeutung einer funktionierenden zivil-militärischen Zusammenarbeit bei der medizinischen Versorgung von Kriegsverletzten. Seit Beginn des Kriegs hätten die Unfallchirurgen ihr Trauma-Netzwerk an die zu erwartende größere Zahl solcher Patientinnen und Patienten angepasst. Doch auch Terroranschläge, schwere Unfälle, Naturkatastrophen und andere Großschadensereignisse könnten schnell zu einer Situation führen, in der die Versorgung verletzter Personen nicht mehr angemessen gewährleistet werden könne.
Finanzierung noch offen
Eine wichtige Aufgabe für die Zukunft besteht aus Sicht der DGU in der Klärung, wie kostenintensive Bevorratung und Notfallübungen finanziert werden. „Die notwendigen Strukturanpassungen mit einem Ad-hoc-Hochfahren der Versorgungsstrukturen in Form von Sachmitteln, Personal und Ausstattung können keinesfalls von den Kliniken aus dem laufenden Budget finanziert werden“, sagt Prof. Dietmar Pennig, Generalsekretär der Gesellschaft. Er fordert von Politik und Kostenträgern die Bereitstellung von Mitteln entsprechender Größenordnung.
5-Punkte-Plan 2.0 der DGU-AG EKTC zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung in besonderen Katastrophen und bei möglichen Terroranschlägen:
- Informationsveranstaltungen für nicht-medizinische Entscheidungsträger auf Bundes-, Landes- und lokaler Ebene zu den Besonderheiten eines Massenanfalls von Verletzten (MANV) und eines Massenanfalls von Verletzten bei Terrorlagen (TerrorMANV).
- Optimierung der interdisziplinären Erstversorgung in der Klinik bei einem MANV oder TerrorMANV mittels einer Beschreibung personeller, fachlicher und materieller Empfehlungen für die teambasierte und interdisziplinäre Erstversorgung in einer lebensbedrohlichen Einsatzlage.
- Etablierung einer Personenzertifizierung für den Themenkomplex „umfängliche Traumachirurgie“: Entwicklung eines Aus- und Weiterbildungskonzepts für Ärzte zur Vertiefung der Traumaversorgungskompetenz für den einzelnen Verletzten und die Verletzten im Rahmen eines MANV oder TerrorMANV.
- Sicherheit an und in der Klinik: Erarbeiten von Empfehlungen und praktischen Maßnahmen zur Verbesserung der aktiven und passiven Sicherheit in Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen bei einem TerrorMANV.
- Weitergehende Empfehlungen für den Terror-, Katastrophen- und Verteidigungsfall, wie das Erstellen einer Kapazitätsanalyse und Behandlungsempfehlungen für die innerklinische Katastrophenmedizin sowie einer Simulation zum Abgleich zwischen Behandlungsempfehlungen und -kapazitäten.