Digitale Potenziale 3 Gründe, warum Patientenportale und Ambulantisierung voneinander profitieren

Zugehörige Themenseiten:
Digitalisierung

Aktuell werden noch zu viele Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern ambulant behandelt. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass diese Aufteilung weder in Zeiten einer Pandemie, noch im Regelbetrieb für Krankenhäuser wirtschaftlich ist.

Patientenportale
3 Gründe sprechen für eine Kombination von Patientenportalen und Ambulantisierung. – © andrew_rybalko (stock.adobe.com)

Während elektive Eingriffe abgesagt oder verschoben werden mussten, um Betten für Corona-Erkrankte freizuhalten, verschlechterte sich kurzfristig die Versorgung für anderweitig Erkrankte, während die Krankenhäuser große finanzielle Einbußen verzeichneten. Um diesen und ähnlichen Szenarien vorzubeugen und Krankenhäuser kosten- und ressourceneffizienter aufzustellen, streben viele Akteure – u.a. viele Krankenhäuser selbst – eine Ambulantisierung des Sektors an. Neben einer überarbeiteten Abrechnungslogik und Kostenstrukturen, z.B. durch Hybrid DRGs, können auch digitale Tools dabei unterstützen, den Wandel von stationär zu ambulant zu meistern. Insbesondere im Bereich der Patientenportale liegt hier Potenzial – wenn diese richtig genutzt werden.

1. Wirtschaftlichkeit der Ambulanz durch Netzwerkeffekte

Damit ambulante Behandlungen sich künftig wirtschaftlicher gestalten, geht es neben einer Überarbeitung der Kostenstruktur auch darum, die Kapazitäten der Ambulanzen nach einer Umstellung nicht nur so schnell wie möglich, sondern auch langfristig sinnvoll auszulasten. Dafür ist es von Vorteil, wenn auf der Seite der Krankenhäuser ein breites, etabliertes und nahtloses Zuweisernetzwerk aus der niedergelassenen Versorgung besteht, das den Leistungskatalog kennt und seine Patientinnen und Patienten in deren Auftrag übersichtlich und kurzfristig für eine Behandlung im Krankenhaus anmelden kann. Um diesen Prozess zu verschlanken und die Zahl der Überweisungen zu steigern, haben viele Krankenhäuser in medizinische Versorgungszentren (MVZs) in ihrer Region investiert oder diese übernommen. Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) hat die Zahl der von Krankenhäusern geführten MVZs in den letzten Jahren um mehr als 140 Prozent (Quelle: gesundheitsdaten.kbv.de/cms/html/17021.php) zugenommen. Um den maximalen Nutzen für Patientinnen und Patienten und medizinische Einrichtungen zu erreichen, sollten zukunftsfähige Patientenportale möglichst beide Sektoren betreuen und miteinander vernetzen. Darüber hinaus sind Patientenportale auch für Krankenhäuser, die auf externe Einweisungen angewiesen sind, ein gutes Tool, um einerseits schnell Netzwerke aufzubauen und andererseits den Patientinnen und Patienten mehr Transparenz und Selbstbestimmung in der Auswahl ihres Krankenhauses zu geben.

2. Effizientere Planung von ambulanten Behandlungen für mehr Patientenzufriedenheit

Eine Person, die stationär behandelt wird, ist im Laufe ihres Aufenthalts meist flexibel und kann sich leicht nach den Verfügbarkeiten des Krankenhauspersonals richten. Ob eine Röntgenuntersuchung um 13 Uhr oder 16 Uhr stattfindet, hat für stationäre Patientinnen und Patienten in der Regel weniger Relevanz. Wenn Patientinnen und Patienten jedoch nur für eine ambulante Behandlung ins Krankenhaus kommen, ist es essenziell für die Patientenzufriedenheit, dass Wartezeiten möglichst kurz gehalten werden. Um das zu gewährleisten und im Rahmen einer künftig stärker selbstbestimmten Patient-Journey positiv aufzufallen, benötigt man einen intelligenten Kalender, der die Ressourcen und Kapazitätsplanung steuert. Hier besteht Nachholbedarf, denn in der Regel sind die Kalender wenig flexibel und unterstützen die Mitarbeitenden kaum bei der Planung. Intelligente Kalender können beispielsweise die Belegungen einzelner Ärztinnen und Ärzte, OPs, Behandlungsräume oder medizinischer Gerätschaften anzeigen und optimieren, sodass auch kurzfristige Veränderungen durch Ausfälle oder andere Unwägbarkeiten vom Krankenhauspersonal umgangen und auf dem PC oder mobilen Endgeräten geregelt werden können. Durch eine Verbindung mit dem Patientenportal ergeben sich weitere Effizienzen in der Planung, denn Patientinnen und Patienten können so selbstständig Buchungen durchführen, während alle Vorgaben der Klinik eingehalten werden. So kommen die richtigen Patientinnen und Patienten schnell zur richtigen Zeit an den richtigen Ort.

3. Frühe Interaktion mit Patientinnen und Patienten reduziert administrativen Aufwand in der Ambulanz

Während der erste Kontaktpunkt mit Patientinnen und Patienten aktuell meist die Aufnahme im Krankenhaus kurz vor der Behandlung ist, können Kliniken über Patientenportale schon direkt nach der Terminierung mit den Patientinnen und Patienten in Kontakt treten, Anamnesebögen übersenden sowie für die Behandlung relevante Informationen einholen und bereitstellen. Das spart beim Eintreffen der Patientinnen und Patienten in den Ambulanzen wertvolle Zeit und Ressourcen und verhindert, dass wichtige Unterlagen unter Zeitdruck telefonisch beschafft werden müssen, weil sie vergessen wurden oder unvollständig sind. Die Patientinnen und Patienten können einen Teil der Vorbereitung ihrer Behandlung schon Tage und Wochen vor dem Krankenhausbesuch selbst vornehmen. Letztlich ergänzen sich die Ambulantisierungsinitiative und die Nutzung eines Patientenportals deshalb so gut, weil davon auszugehen ist, dass die tägliche Zahl der Patientinnen und Patienten mit zunehmender Ambulantisierung steigt. Wenn ein Krankenhaus im stationären Betrieb 350 Betten füllt, die im Schnitt drei bis fünf Tage mit denselben Patientinnen und Patienten belegt sind, dann ist der administrative Aufwand für das Krankenhauspersonal um einiges geringer, als wenn stattdessen allein 350 Patientinnen und Patienten täglich für ambulante Eingriffe in das Krankenhaus kommen und sich nur drei Stunden dort aufhalten. Unabhängig davon, ob die Patientinnen und Patienten drei Tage oder drei Stunden im Krankenhaus bleiben, muss das Krankenhauspersonal die Patientinnen und Patienten beim Eintreffen anmelden, ihre Akte anlegen oder aktualisieren und alle relevanten Dokumente der Behandlungshistorie einpflegen.

In der immer kompetitiver werdenden Krankenhauslandschaft geht es darum, die Patientinnen und Patienten ins Zentrum der Behandlung zu stellen und deren Bedürfnisse bestmöglich zu erfüllen. Das hat zur Folge, dass die Anforderungen an das Personal zusehends steigen. Durch digitale Tools wie ein Patientenportal können administrative Aufgaben wie termin- und dokumentenbezogene Interaktionen ausgelagert werden. Das ermöglicht mehr persönliche Begegnungen, Zeit für Gespräche mit Patientinnen und Patienten und die Beantwortung fachlicher Rückfragen.

Kontakt zur Autorin:

Alexandra Diers, Head of Hospital Sales, Doctolib, alexandra.diers@doctolib.com